Johannes Bugenhagen

*1485   †1558

Portrait Johannes Bugenhagen. (Quelle: Staatsarchiv Hamburg, Inv.-Nr. 215=Bu 245)Die Bürger hatten ihn 1524 als Hauptpastor an die Nikolaikirche gewählt. Doch wegen der ablehnenden Haltung des Rates tritt Johannes Bugenhagen das Amt nicht an. Noch konnte niemand ahnen, welche Bedeutung der 1485 im pommerschen Wolin geborene Theologe für Hamburg und ganz Norddeutschland erlangen sollte.

Bugenhagen bleibt zunächst in Wittenberg. In der „Hauptstadt der Reformation“ macht sich der Priester und studierte Theologe schnell einen Namen. Bereits früh beschäftigt sich Bugenhagen, der die Schriften des Erasmus von Rotterdam und anderer Humanisten intensiv studiert hatte, mit der Bibelexegese. Da ihn die Schriften von Luther anregen und überzeugen, setzt er seine Studien an der Wittenberger Universität fort, hält aber auch selbst bald Vorlesungen. Vor allem Philipp Melanchthon ist angetan von dem scharfsinnigen Theologen. 1533 wird Bugenhagen zum Doktor der Theologie promoviert und übernimmt drei Jahre später neben seiner Tätigkeit als Wittenberger Stadtpfarrer eine Professur an der Universität Leucorea an.

Die Chemie zwischen dem norddeutschen Bugenhagen und dem aus dem östlichen Harzvorland stammenden Martin Luther stimmt. Luther schätzt nicht nur seinen Sachverstand. Johannes Bugenhagen wird sein Seelsorger, er ist es auch, der im Februar 1546 die Trauerrede am Grab des Reformators hält und sich später Luthers Witwe und der Kinder annimmt.

Auch von Wittenberg aus nimmt Bugenhagen entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung der Reformation in Hamburg. So schreibt er 1526 den Sendbrief „Von dem Christenglauben und rechten guten Werken“, versorgt die Gemeinden in der Auseinandersetzung mit den Altgläubigen mit Argumenten und scheut sich auch nicht – ganz im Sinne Luthers –, seine Gegner mit derber Polemik zu überziehen.

Portrait Johannes Bugenhagen. (Quelle: Staatsarchiv Hamburg, 720-1/215 Bu 244)

Nachdem sich der Hamburger Rat am 28. April 1528 für die Reformation entscheidet, kommt Bugenhagen auf dessen Wunsch in die Stadt. Von Oktober 1528 an bewältigt er ein gewaltiges Arbeitspensum, predigt, formuliert die neue Kirchenordnung, leitet Reformen im Gottesdienst und im Schulbereich ein. Die Gründung des Johanneums als zeitgemäße Lateinschule und die Umwandlung der alten Nikolaischule in eine deutsche Schreibschule geht ebenso auf Bugenhagen zurück wie neue Regelungen für die Gemeinden und die komplette Neuorganisation des Armenwesens. Sowohl die Kirchenordnung als auch der „Lange Rezess“, in dem auch die Wahl von Ratsherren und Bürgermeistern neu geregelt wurde, tragen in wesentlichen Zügen seine Handschrift.

Als Bugenhagen im Juni 1529 Hamburg wieder verlässt, hat sich die Reformation hier weitgehend durchgesetzt. Johannes Bugenhagen lebt und lehrt noch fast drei Jahrzehnte in Wittenberg, von wo aus er sich weiterhin um die Reformation in mehreren norddeutschen und nordeuropäischen Städten und Regionen verdient macht.


Text: Matthias Gretzschel

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