Zeitleiste

14. Jahrhundert

1374

John Wyclif übernimmt eine Pfarrei in Lutterworth/England. Sein kirchliches Reformprogramm sowie seine offene Kritik an Missständen im Klerus gelten als Vorläufer der Reformation.


15. Jahrhundert

1415

Der frühe Reformator Jan Hus wird als Ketzer verbrannt. Der Prager Theologe und spätere Wanderprediger hatte sich auf Wyclif berufen und unter anderem für eine Kirche als hierarchiefreie Gemeinde eingesetzt.


1483

Martin Luther kommt in Eisleben als Sohn eines zu Wohlstand gekommenen Bergmanns zur Welt; in Hamburg sichert der Rat nach Unruhen den Bürgern und Kirchspielen mehr Mitbestimmung zu und verbietet den Wucher mit Korn.


16. Jahrhundert

2. Juli 1505

Luther, der zu dieser Zeit in Erfurt Jura studiert, gerät in ein schweres Gewitter. In Todesangst gelobt er in ein Kloster zu gehen, wird Augustiner–Mönch und studiert Theologie.


1512

An der Universität Wittenberg beginnt Martin Luther Theologie zu lehren und in den nächsten Jahren seine reformatorischen Glaubensgrundsätze zu entwickeln.


31. Oktober 1517

In Wittenberg veröffentlicht Martin Luther seine 95 Thesen gegen den Ablasshandel. Seelenheil erlangen Gläubige seiner Auffassung nach durch den Glauben und nicht durch sakramtentale Vermittlung oder den Kauf von Ablässen.


April 1518

Luther erläutert seine Thesen auf dem Ordenskapitel in Heidelberg und begeistert viele spätere Reformatoren, wie Philipp Melanchthon, Martin Bucer, Johannes Brenz, Erhard Schnepf oder Martin Frecht.


Oktober 1518

der Theologieprofessor aus Wittenberg wird vor dem päpstlichen Legaten Cajetan am Rande des Reichstages in Augsburg verhört und weigert sich, seine Thesen zu widerrufen. Sein einflussreicher Landesherr Friedrich der Weise verweigert die daraufhin geforderte Auslieferung des Reformators. Noch glaubt Luther, den Papst von seinen Thesen überzeugen zu können.


1520

In der Schrift "An den christlichen Adel deutscher Nation von des christlichen Standes Besserung" fasst Luther die Missstände in Kirche, Staat und Gesellschaft zusammen, von der Prunksucht des Papstes über den Priesterzölibat bis zu sozialen Missständen. Parallel dazu greift er in „Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche“ eine andere zentrale theologische Position der Kirche scharf an: die Lehre von den Sakramenten. Luther fordert unter Berufung auf das Neue Testament mit Taufe und Abendmahl, nur noch zwei der sieben Sakramente zuzulassen. In „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ begründet er die Freiheit des Individuums aus dem Evangelium.


3. Januar 1521

Papst Leo X. schließt Luther mit einer Bannbulle aus der Gemeinschaft der Gläubigen aus. Luthers Schriften sollen konfisziert und verbrannt werden.


17. und 18. April 1521

Luther verweigert erneut vor Kaiser Karl V. den Widerruf seiner Thesen, angeblich mit den Worten: "Hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir. Amen." Diese aber sind historisch so wenig gesichert wie der Thesenanschlag an der Schlosskirche in Wittenberg.


30. April 1521

Das "Wormser Edikt" erklärt Luther für vogelfrei und verbietet jegliche Unterstützung des Reformators. Friedrich der Weise lässt diesen scheinbar entführen und bringt ihn auf die Wartburg bei Eisenach in Sicherheit. Dort übersetzt der Reformator das Neue Testament aus dem Griechischen ins Deutsche und wird damit zum Vater einer einheitlichen deutschen Schriftsprache.


1521

Ein Teil der Reformatoren radikalisiert sich. Der Magister der Theologie Thomas Müntzer zieht im Reich umher und predigt die Revolte gegen die Reichen. In Wittenberg entfacht sich ein Streit um die Messe. Zu Weihnachten 1521 feiert Andreas Bodenstein, genannt Karlstadt, demonstrativ einen evangelischen Gottesdienst in weltlicher Kleidung und in deutscher Sprache. Es kommt zu Unruhen.


Februar 1522

Bildersturm in Wittenberg, Anlass war Andreas Bodensteins Schrift ‚Von der Abtuung der Bilder’. Im 16. Jahrhundert kommt es in Städten und Dörfern in ganz Europa immer wieder zu Bilderstürmen; in Hamburg bleibt diese Begleiterscheinung der Reformation aus.


6. März 1522

Luther kehrt zurück und steigt in der Wittenberger Stadtkirche auf die Kanzel. Eine Woche lang beruhigt er die Gemüter. Aufruhr gegen die weltliche Obrigkeit ist für ihn Teufelswerk. Aus didaktischen Gründen spricht er sich gegen ein Bilderverbot in Kirchen aus.


September 1522

Die erste Auflage von Luthers Neuem Testament ist schnell vergriffen.


1522

In Hamburg stößt die lutherische Lehre auf lebhaftes Interesse; die Unzufriedenheit mit dem kirchlichen Bildungssystem kommt in dem Schulstreit mit dem Domscholaster Hinrich Banskow zum Ausdruck; eine Hamburger Druckerei gibt Predigten und theologische Streitschriften von Luther in niederdeutscher oder niederländischer Sprache heraus, wichtigster Druck wird aber das Neue Testament in einer niederdeutschen Übertragung der Lutherfassung.


1523

Erster lutherischer Prediger in Hamburg ist Stefan Kempe in der franziskanischen Klosterkirche St. Maria Magdalenen.


Sommer 1524

Johannes Bugenhagen aus Wittenberg erhält einen Ruf nach Hamburg, wo ihn die Bürger zum Pastor von St. Nikolai wählen. Der Rat der Stadt vereitelt dies.


1524

In der Grafschaft Stühlingen am Oberrhein bricht der Bauernkrieg los und breitet sich wie ein Lauffeuer in Schwaben, im Elsass, in der Pfalz und in Franken, in Thüringen und Sachsen aus.


1525/1526

Der Aufstand der Bauern wird überall im Reich blutig niedergeschlagen. Thomas Müntzer wird gefasst, verhört und gefoltert, dann enthauptet.


Juni 1525

Luther vollzieht auch in seinem Privatleben den endgültigen Bruch mit der alten Kirche und heiratet die frühere Nonne Katharina von Bora.


1526

Auf dem Reichstag zu Speyer einigen sich Reichsstände und Kaiser auf einen Kompromiss. Jeder Fürst soll bis zur endgültigen Einigung auf einem Konzil die Religionsfrage in eigener Verantwortung gegen Gott und Kaiser handhaben.


1527

Bereits an drei der vier Hamburger Hauptkirchen predigen lutherische Pastoren. Die Stadt ist damit faktisch schon evangelisch, bevor die Reformation offiziell eingeführt wird, eine Besonderheit ebenso wie der friedliche Verlauf des Umbruchs.


19.–26. Mai 1527

In Hamburg findet die erste öffentliche Dispuation über die lutherische Lehre statt.


28. April 1528

Auf der zweiten öffentlichen Dispuation in Hamburg entscheidet sich der Rat für die lutherische Lehre.


Herbst 1528

Johannes Bugenhagen kommt auf Einladung des Rates nach Hamburg, schreibt eine neue Kirchenordnung, reformiert darin das Armenwesen und gründet das Johanneum.


Februar 1529

In Hamburg wird mit dem langen Rezess unter anderem die verfassungsmäßige Einführung der Reformation geregelt.


19. April 1529

Auf dem Reichstag zu Speyer treten sechs Fürsten und vierzehn Freie Reichsstädte für die ungehinderte Ausbreitung des evangelischen Glaubens ein. Diese Protestaktion prägt den Begriff Protestantismus.


15. Mai 1529

Der Hamburger Rat nimmt Bugenhagens Kirchenordnung an und veröffentlicht sie am 23. Mai 1529.


15. August 1529

In Hamburg werden öffentliche katholische Messen verboten.


20. Juni 1530

Auf dem Reichstag zu Augsburg fordert der Kaiser von den Reichsständen nochmals vergeblich die Durchsetzung des "Wormser Edikts". Mit dem Augsburger Bekenntnis tritt die Reformation in eine neue Phase ein. Die beiden Lager innerhalb des Protestantismus, die Lutheraner und der Schweizer Flügel um Ulrich Zwingli und ab 1536 Johannes Calvin, beginnen sich als Kirchen zu verstehen und zu organisieren.


Sommer 1535

Brutale Niederschlagung der Münsteraner Täufer, auch andere reformatorische Bewegungen, die die weltliche Obrigkeit im Gegensatz zu Luther in Frage stellen, werden von katholischen und evangelischen Landesherren mit aller Härte verfolgt.


18. Februar 1546

Seit langem von verschiedenen Gebrechen geplagt, stirbt Martin Luther in seinem Geburtsort Eisleben. Kurz darauf beginnt Kaiser Karl V. den Krieg gegen den evangelischen Schmalkaldischen Bund. Trotz seines Sieges 1547 konnte er den Protestantismus nicht unterdrücken.


25. September 1555

Mit dem "Augsburger Religionsfrieden" beschließt der Reichstag die Teilung der deutschen Christenheit. Jeder Landesherr bestimmt künftig, welcher Glaube in seinem Herrschaftsbereich gelten soll.


1567

Niederländische Glaubensflüchtlinge kommen nach Hamburg, Reformierte und Mennoniten dürfen in der Stadt aber nicht ihre Religion ausüben und gründen später im benachbarten Altona Kirchen.


1591

Hamburgs Konkurrentin Altona lässt katholische Gottesdienste zu.


17. Jahrhundert

1618

Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges, in dem die Auseinandersetzung um die Vorherrschaft und die Religion im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation eskaliert. Der Krieg endet erst 1648 mit dem Westfälischen Frieden; der Hamburger Rat kann durch den Bau von Wallanlagen, geschickte Diplomatie und die Zahlung großer Summen die Stadt aus dem Kriegsgeschehen heraushalten.


Text: Klaus Sieg / Beratung: Rainer Postel

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