Bibliothek des Christianeums

  • Sebastian Franck. (Foto: Verein zu Förderung der Bibliothek im Christianeum e. V.)
  • Halberstädter Bibel. (Foto: Verein zu Förderung der Bibliothek im Christianeum e. V.)
  • Halberstädter Bibel. (Foto: Verein zu Förderung der Bibliothek im Christianeum e. V.)

Das Gymnasium Christianeum hatte seine Heimstatt seit 1738 an drei verschiedenen Orten in Altona. Sein heutiges Gebäude, das dritte in seiner Geschichte, wurde nach einem Entwurf von Arne Jacobsen (1902–1971) gebaut und 1971 bezogen. Die Bibliothek des Christianeums besitzt Handschriften und Bücher, die aufzeigen, was Denken, Glauben und Frömmigkeit im 16. Jahrhundert vorgeprägt beziehungszweise beeinflusst hat: Zum Beispiel die beiden Handschriften mit Biblische Geschichten in Versen (Petrus de Riga, Aurora, um 1300) und Dantes Göttliche Komödie (Codex Altonensis, um 1400), letztere mit furchterregenden Bildern zu Hölle und Fegefeuer. Die beiden Drucke von Sebastian Brants Narrenschiff in Bearbeitungen von Jakob Locher (1497) und von Geiler von Kaysersberg (1511), sind beeindruckende Beispiele humanistischer Satire beziehungsweise Sittenpredigt.

Ein Zeugnis weiterhin bestehender papsttreuer Frömmigkeit ist das niederdeutsche Gebetbuch, eine künstlerisch gestaltete Handschrift von vor 1528. Aus dem Umfeld der Reformation gibt es eine handschriftliche Fassung der Theologica Institutio Melanchthons (nach 1519), die Chronica des protestantischen Querdenkers Sebastian Franck (1534), die sieben deutschen Bände der Wittenberger Gesamtausgabe  der Werke Luthers (1539–1559). Die Halberstädter Bibel (1522) aus der Bibliothek ist mit der Kölner (1478) und der Lübecker Bibel (1494) eine der letzten drei großen vorlutherischen niederdeutschen Bibeln. Sie fußt auf der lateinischen Bibel und transportiert auch deren Übersetzungsfehler, wie zum Beispiel den „gehörnten“ anstelle des „glänzenden“ Mose. Die Halberstädter Bibel erschien im Juli 1522 und wurde von den seit September 1522 in rascher Folge erscheinenden Lutherbibeln überrollt. Zudem sind in der Sammlung zwei Barther Bibeln (1588) vorhanden, eine mit Tusche von Hand kolorierte und eine nicht kolorierte ohne Gebrauchsspuren. Die Barther Bibel gehört zu den „Sassischen Bibeln“, also niederdeutschen Bibeln, die ab 1534 in Norddeutschland gedruckt wurden. 

Die Bestände der historischen Sammlung der Bibliothek werden derzeit restauriert. Daher ist die Bibliothek geschlossen und die Wiedereröffnung noch unbestimmt.


Text: Hans Rothkegel