Kloster St. Johannis
Die um 1246 gegründete, unter erzbischöflich-bremischem, päpstlichem und kaiserlichem Schutz stehende Zisterze Harvestehude fand 1293 ihren endgültigen Standort am westlichen Alsterufer und bot den unverheirateten Töchtern der Hamburger Oberschicht sowohl eine überdurchschnittliche Ausbildung als auch eine standesgemäße Versorgung. Schenkungen, Rentenkäufe und Salinenanteile führten zu beachtlichem Grundbesitz in und um Hamburg. Die Stadt nahm das Kloster unter ihren weltlichen Schutz; die Gebete der Nonnen dienten dem geistlichen Schutz der Stadt. Durch die magistrale Annahme der Reformation erübrigte sich diese Heilsfürsorge. Der Harvestehuder Konvent aber hielt beharrlich aus Gewissens- und Existenzängsten an den monastischen Gelübden fest und wurde zum Sammelbecken der Reformationsgegner. 1530 brachen aufgebrachte Bürger mit Billigung des Rates die Klostergebäude ab. Jetzt trat etwa die Hälfte der Nonnen aus, die andere Hälfte bildete den Grundbestand der Konventualinnen eines von einer Domina geführten evangelischen Damenstifts. Dieses zog in die leer stehenden Räume des Dominikanerklosters St. Johannis und nahm dessen Namen auch an alle späteren Standorte mit. Seit 1914 befindet sich das Kloster St. Johannis in der Heilwigstraße und hält die Erinnerung an die religiöse Standfestigkeit der vormaligen Zisterziensrinnen gegen die Reformation wach. Heute ist das Kloster St. Johannis ein evangelisches Stift für rund 70 alleinstehende Damen ab dem 60. Lebensjahr.
Text: Inge Mager