Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky

  • Biblia, das ist die gantze Heilige Schrift Deudsch (Martin Luther), Wittemberg 1534, Bd. 2 (Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, Cod. in scrin. 110: 2)
  • Martin Luther: Eigenhändiger Brief an seine Frau Katharina, 5. Juni 1530 (Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, Sup. ep. 5: I: 2°)
  • Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky. (Foto: Peter Voigt, SUB Hamburg)

Die bis ins Jahr 1479 zurückreichende Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg vereinigt in ihren Sondersammlungen wesentliche Teile ihrer historischen Bestände. Diese geben Zeugnis aus ihrer Zeit als Rats- und Schulbibliothek, als wissenschaftliche Stadtbibliothek und seit 1919 auch als Universitätsbibliothek. Schenkungen von Bürgern und Gelehrten, Übernahmen aus Hamburger Kirchenbibliotheken sowie Pflichtablieferungen der Hamburger Verleger und Drucker (ab 1696) waren und sind wichtige Quellen für das kontinuierliche Wachstum der Bestände. Die Sondersammlungen (Handschriften, alte und seltene Drucke, Nachlässe, Autographen, Karten, Porträts, Musikalien und Dramaturgica) geben mit ihren Spezialitäten, Kostbarkeiten und Unika der Bibliothek ein individuelles Profil.

Die Staatsbibliothek bewahrte bis zum Zweiten Weltkrieg in ihren Sammlungen über 3.300 meist kleinformatige Reformationsdrucke aus der Zeit von 1516 bis 1580. Davon sind etwa 1.000 Drucke (bis 1550) von Luther verfasst, herausgegeben oder mit einem Vorwort von ihm versehen. Seit ihrer kriegsbedingten Auslagerung und Verschleppung als Beutegut nach Russland ist dieser wertvolle Sammlungsteil bis heute verschollen. Nur rund 40 Drucke davon sind 1990 aus Moskau zurückgekehrt.

Gegenwärtig sind etwa 200 von Luther verfasste Druckschriften, ein Dutzend eigenhändige Briefe und über 400 frühe Abschriften von Luther-Briefen in der Staatsbibliothek zugänglich.

Von Johannes Bugenhagen (1485–1558), der die am 15. Mai 1529 in Kraft getretene Kirchenordnung für Hamburg erarbeitete, sind ebenfalls zahlreiche originale und kopierte Briefe erhalten (Sup. ep. 1, Sup. ep. 4° 48). Auf Bugenhagens Empfehlung geht die Errichtung der ersten städtischen Lateinschule Hamburgs (1529), das Johanneum, zurück, verbunden mit einer öffentlich zugänglichen Bibliothek – die spätere Stadt- und heutige Staats- und Universitätsbibliothek.

Johann Melchior Goeze (1717–1786), seit 1755 Hauptpastor der Katharinenkirche und Wortführer der lutherischen Geistlichkeit Hamburgs – die Hansestadt galt zu dieser Zeit als Hochburg des Luthertums – widmete sich intensiv der Erforschung der Luther-Bibel und ihrer Entstehungsgeschichte und trug dazu über 800 Bibeldrucke und -handschriften zusammen. Damit zählte seine Bibelsammlung zu den bedeutendsten im Deutschland des 18. Jahrhunderts. In ihr befindet sich neben zahlreichen vorlutherischen Bibeln des 15. Jahrhunderts auch ein mit leuchtenden Farben koloriertes Exemplar der ersten deutschen Gesamtausgabe der Luther-Bibel, gedruckt 1534 bei Hans Lufft in Wittenberg (Cod. in scrin. 110:1–2). Besonders machen dieses Exemplar auch die handschriftlichen Widmungseinträge der Refomatoren Philipp Melanchthon und Justus Jonas.


Text: Jürgen Neubacher, Hans-Walter Stork und Antje Theise