Glossar

An dieser Stelle können Sie die zentralen Begriffe zur Geschichte und Lehre der Reformation sowie allgemein zur Theologie nachschlagen. Das Glossar eignet sich aber auch als Lektüre für Einsteiger.

 

A

Abendmahl

Eines der von Martin Luther beibehaltenen Sakramente als ritualisierte Wiederholung des letzten Mahles Jesu mit seinen Jüngern, bei der den glaubenden Empfängern nach lutherischem Verständnis in Brot und Wein Leib und Blut Christi gereicht werden. Das vergewissert sie in der Hoffnung auf die um Christi willen geschenkte Rechtfertigung. Das Abendmahl stellt das umstrittenste und am meisten umkämpfte Thema der Reformationsgeschichte dar. (Siehe auch Transsubstantiation)

Ablass

Erlass von zeitlichen Sündenstrafen, die gemäß der scholastischen Auffassung nach dem Tod im Fegefeuer abgebüßt werden müssen. Mit dem Verkauf von Ablassbriefen, die dem Käufer nach der Erfüllung frommer Auflagen eine aus dem Kirchenschatz gewährte Verkürzung der Zeit im Fegefeuer versprachen, finanzierte die Kirche u. a. Instandhaltungen und Neubauten von Gotteshäusern. Luthers Kritik an der in den Ablasskampagnen seiner Zeit theologisch verantwortungslosen Ablasspraxis führte zum Ablassstreit (95 Thesen).

ad fontes

„zu den Quellen“, ein Grundsatz sowohl des Humanismus als auch der Reformation.

Armenfürsorge

wurde seit der Reformation u. a. durch Johannes Bugenhagen zu einer gemeindlichen Aufgabe. Die Gemeindemitglieder wurden angehalten, Geld für kranke und alte Arme zu spenden, die sich nicht selbst helfen konnten. Dazu standen in den Kirchen Gotteskästen bereit.

Augsburger Bekenntnis/Confessio Augustana

Zusammenfassung des reformatorischen Glaubensgutes, auf Grund von früheren Vorarbeiten endgültig 1530 auf dem Augsburger Reichstag von Melanchthon formuliert, von zahlreichen Reichsständen unterzeichnet und dem Kaiser übergeben.

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B

(Deutscher) Bauernkrieg

Die Erhebung süd- und mitteldeutscher Bauern 1524/25 war mit ihren Forderungen nach kirchlicher Teilhabe, sozialer und rechtlicher Besserstellung von Luthers Reformideen mit beeinflusst, wie sie z. B. in der Schrift „An den christlichen Adel deutscher Nation“, 1520, niedergelegt sind. Luther hatte Verständnis für viele Anliegen der Bauern, lehnte Gewaltanwendung jedoch ab. Der Aufstand wurde blutig niedergeschlagen und forderte unter den Bauern viele Opfer.

Bibel, Bibelübersetzung

Die volkssprachliche Bibel war ein Hauptanliegen der Reformatoren. Die allen zugängliche Bibel – insbesondere die Christus und sein Heilswerk betreffenden Passagen – galten ihnen als alleiniger Lehrmaßstab (sola scriptura). Neben Luthers hochdeutscher Übersetzung gab es noch eine von Bugenhagen verantwortete niederdeutsche Übersetzung.

Bildersturm

Im Zuge der Reformation wurden zum Teil Gemälde, Skulpturen, Reliquiare, Kirchenfenster und andere Bildwerke mit Darstellungen der Gottesmutter Maria und der Heiligen aus den Kirchen entfernt oder zerstört. Radikale Anhänger der Reformation befürchteten abergläubischen Götzendienst und fehlgeleitete Frömmigkeitsformen. In Hamburg blieben bilderstürmerische Aktionen aus.

Buchdruck, Druckerei

Die Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Typen durch Johannes Gutenberg Mitte des 15. Jahrhunderts (Gutenberg-Bibel 1455) begünstigte die Ausbreitung reformatorischen Gedankenguts.

Bulle

Mit dem päpstlichen Siegel versehene Urkunde. In der gegen Luther erlassenen Bannbulle vom 3. Januar 1521 verfügte Papst Leo X. Luthers Ausschluss aus der Kirche, weil dieser sich weigerte, seine kirchen- und papstkritischen Äußerungen zurückzunehmen.

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C

Calvinismus

Glaubensrichtung, die auf den Genfer Reformator Johannes Calvin (1509–64) zurückgeht. Kernpunkte sind u. a. die symbolische Abendmahlsauffassung und das besondere Verständnis der göttlichen Erwählung (Siehe auch Prädestination).

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D

Domkapitel

Kollegium der Geistlichen (Kanoniker) an einer mittelalterlichen Bischofskirche, die den Bischof bei seinen geistlichen und weltlichen Aufgaben in der Diözese unterstützten. Die vornehmsten Ämter bekleideten der Dekan und der Propst. Das Domkapitel beanspruchte auch den neuen Bischof zu wählen.

Dreißigjähriger Krieg

Eine der Ursachen des 1618 ausgebrochenen Krieges war der durch die Reformation ausgelöste religiöse Zwiespalt. Bald ging es darüber hinaus auch um die politische Machtverteilung in Europa. Kampfhandlungen, Hungersnöte und Seuchen zerstörten und entvölkerten ganze Landstriche. Dadurch fiel das Heilige Römische Reich deutscher Nation in seiner Entwicklung weit zurück.

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E

evangelisch

Bereits im 16. Jahrhundert verwendete Konfessionsbezeichnung meist für die Anhänger der lutherischen Reformation. Daneben Ausdruck für die Orientierung am biblischen Evangelium.

Eucharistie

Gebräuchliche Bezeichnung für die Feier des Abendmahls bzw. der gesamten Messe.

Exkommunikation

Ausschluss von den Sakramenten und aus der Kirche.

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F

Fegfeuer

Nach der mittelalterlichen Glaubenstradition kann die Seele eines Verstorbenen die Buße für im irdischen Leben nicht oder nicht genügend gesühnte Sünden im Fegfeuer (purgatorium) nachholen, um dann geläutert ins Paradies zu gelangen.

95 Thesen

Ende Oktober 1517 schickte Luther 95 für eine akademische Disputation verfasste lateinische Thesen über die Fragwürdigkeit des Ablasses an den Erzbischof von Mainz und an seinen Diözesanbischof von Brandenburg. Ein Anschlag der Thesen an die Tür der Wittenberger Schlosskirche ist nicht belegt. Die Disputation fand nicht statt. Dennoch gelten die rasch verbreiteten kritischen Ablassthesen als Initialzündung der Reformation.

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G

Gegenreformation, katholische Reform

Zwar war eine grundsätzliche Reform der Kirche „an Haupt und Gliedern“ schon auf den Reform-Konzilien des 15. Jahrhunderts gefordert worden, doch erst als Reaktion auf die Reformation begann die katholische Kirche, sich auf und nach dem Trienter Konzil (1545–63) neu zu orientieren. Dabei gelang es vor allem mit Hilfe der Jesuiten (gegr. 1534), verloren gegangenes Terrain im Rahmen der katholischen Konfessionalisierung zurückzugewinnen.

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H

Heiligenverehrung

im Sinne von Heiligenanbetung und Anrufung als Heilsmittler haben die Reformatoren abgelehnt.

Hexenprozesse

Aberglaube, Ängste und Gerüchte führten vom Spätmittelalter bis in die frühe Neuzeit (17. Jh.) wellenartig dazu, überwiegend Frauen wegen Schadenzauber oder anderer vermeintlicher Bedrohungen anzuklagen und gerichtlich zu belangen. Die dann durch Foltermethoden erpressten Geständnisse führten meist zum Tode durch Verbrennung. Dieser Wahn fand in katholischen und evangelischen Ländern gleichermaßen statt.

Hugenotten

Französische, an Calvin orientierte Protestanten, die in Frankreich zeitweilig harten Verfolgungen ausgesetzt waren und emigrieren mussten.

Humanismus

Von Italien Mitte des 14. Jahrhunderts ausgehende, an Antike und Renaissance ausgerichtete und weiter entwickelte Geistesströmung, die den gebildeten, selbstbestimmten Menschen in den Mittelpunkt stellte. Als Prototyp des europäischen Humanismus gilt Erasmus von Rotterdam (1466–1536); zahlreiche Humanisten wechselten ins reformatorische Lager.

Hussiten

Anhänger des böhmischen Vorreformators Jan Hus (1370 – 1415). Dessen Verbrennung als Ketzer während des Konstanzer Konzils führte zu den Hussiten-Kriegen (1419–36).

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K

Kanonisches Recht/Ius Canonicum

Ein vom weltlichen Recht unabhängiges, aus Konzilsbeschlüssen, Kirchenvätertexten und päpstlichen Dekretalensammlungen bestehendes Kirchenrecht, das 1582 im Corpus Iuris Canonici seinen amtlichen Abschluss fand.

Katechismus

Seit Luthers Kleinem und Großem Katechismus (1529) wurden in allen drei christlichen Kirchen Zusammenfassungen der Hauptstücke des jeweiligen Glaubensgutes für katechetische und schulische Zwecke vorgenommen.

Kirchenordnung

Nachdem in den zur Reformation übergetretenen Stadt- und Territorialkirchen das bischöfliche Kirchenregiment zusammengebrochen war, mussten neue Verfassungs- und Verwaltungsstrukturen geschaffen werden. Das geschah in den auf die jeweiligen regionalen Eigenheiten Rücksicht nehmenden Kirchenordnungen. Sie enthalten in der Regel Glaubensunterweisungen, eine Schul-, Gemeindeverwaltungs- und Gottesdienstordnung sowie in einer meist separaten Kastenordnung Anweisungen für die Besoldung des kirchlichen und schulischen Personals und für die Armenversorgung.

Kölner Reformation

Gescheiterter Versuch des Kölner Erzbischofs Hermann von Wied, die Reformation in Köln einzuführen (1543 – 46).

Konfession

Diese Doppelbezeichnung meint entweder ein formuliertes Glaubensbekenntnis oder die konfessionelle Ausrichtung einer Kirche.

Konzil

Seit der Alten Kirche dienten regionale Synoden und ökumenische Kirchenversammlungen dazu, Lehrstreitigkeiten beizulegen, Häresien auszuschließen, verbindliche Beschlüsse zu fassen und Glaubensbekenntnisse zu formulieren. Im 15. Jahrhundert rangen die Bischöfe und der Papst um die Konzilsleitung (Episkopalismus gegen Kurialismus). Luthers Ruf nach einem freien, nur der Hl. Schrift verpflichteten papstfreien Konzil in Deutschland verhallte. 1545 berief der Papst ein Konzil nach Trient. Eine im Frühjahr 1552 aufgebrochene evangelische Delegation, der auch Melanchthon angehörte, erreichte den Konzilsort wegen des zwischenzeitlich ausgebrochenen sog. Fürstenkrieges nie. Protestantische Konzile hat es bisher nicht gegeben.

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L

Leipziger Disputation

Luther und Karlstadt stritten im Juli 1519 mit dem Ingolstädter Theologen Johann Eck über die Gewalt des Papstes und weitere kontroverse Themen im Leipzig. Zu einer Annäherung kam es nicht.

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M

Marburger Religionsgespräch

Das auf Wunsch des hessischen Landgrafen in Marburg anberaumte Reformatoren-Treffen Anfang Oktober 1529, auf dem hauptsächlich Luther mit dem Schweizer Reformator Zwingli über die Deutung des Abendmahls disputierte, ergab zwar erstaunliche Gemeinsamkeiten. Ein Ausgleich zwischen der realistischen und der symbolischen Abendmahlauffassung konnte jedoch trotz Luthers Entgegenkommen nicht erreicht werden.

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P

Papsttum

Der Bischof von Rom verstand sich als von Christus autorisierter Nachfolger des Apostels Petrus und als fragloses Oberhaupt der gesamten Christenheit. Durch Luthers Weigerung, seine kirchen- und papstkritischen Äußerungen zu widerrufen, wurde die Autorität des Papstes massiv in Frage gestellt.

Passauer Vertrag

Nach dem für den Kaiser verlorenen Fürstenkrieg musste dieser 1552 in Passau einen befristeten Friedensschluss mit den evangelischen Ständen vereinbaren. Dadurch verlor das reformationsfeindliche Augsburger Interim seine Gültigkeit.

Pfründe

Die Ausstattung eines geistlichen Amtes mit Vermögen, insbesondere mit Landbesitz und mit dem Anspruch auf Abgaben; alles zusammen diente dem Lebensunterhalt des Amtsinhabers.

Prädestination/Vorherbestimmung

Dass Gott das Heil aller Menschen will, ist ein Kernstück des christlichen Glaubens. Trotzdem wird das göttliche Heilsangebot von den Menschen unterschiedlich auf- und angenommen. Um an der Unverdientheit des aus reiner Gnade geschenkten Heils festhalten zu können, kam Calvin an der doppelten Vorherbestimmung nicht vorbei. Sie ist aber kein Zentrum seiner Theologie. Erst im nachreformatorischen Reformiertentum ist Calvins Ansatz von niederländischen Theologen zur Lehre von der doppelten Prädestination weiterentwickelt worden. Luther betonte die Erwähltheit aller Gläubigen zum Heil, ohne die dunkle Seite der göttlichen Heilsökonomie ergründen zu wollen.

Protestantismus

Auf dem Reichstag in Speyer 1529 protestierten 20 evangelische Reichsstände gegen die wiederholte Bekräftigung des Wormser Edikts und sämtliche reformationsfeindlichen kaiserlichen Maßnahmen. Darauf geht die Bezeichnung Evangelischer Christen als „Protestanten“ zurück.

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R

Rechtfertigungslehre

Das Kernstück der lutherischen Theologie ist in Art. 4 der Confessio Augustana formuliert: Sündenvergebung und Gerechtigkeit vor Gott sind kein menschliches Werk, sondern ein Gnadengeschenk „um Christus willen durch den Glauben“, den Gott „für Gerechtigkeit zurechnen will“ (imputative bzw. forensische Gerechtigkeit).

Reformationsrecht

Die mit bischöflichen Rechten ausgestatteten Landesherren durften nach dem Augsburger Religionsfrieden (1555) die Konfession ihrer Untertanen bestimmen und die Reformation in ihrem Herrschaftsgebieten einführen, ohne von katholischer Seite daran gehindert oder dafür bestraft zu werden.

Renaissance

Der zunächst in der Kunst geltende Begriff bezieht sich auf die „Wiedergeburt“ der Antike ebenso wie auf die innere „Wiedergeburt“ des Menschen und eine ganz neue Weltsicht. Dieser Perspektivwechsel strahlte auf viele Lebensbereiche aus und machte die Renaissance zur Epochenbezeichnung für das 14.–15. Jahrhundert. In Deutschland griff der Humanismus Impulse der Renaissance auf und gab einige an die Reformation weiter.

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S

Sakramente

Religiöse Zeichenhandlungen, in denen Gott auf übernatürliche Weise etwas an Menschen bewirkt. Die sieben katholischen bis heute gültigen Sakramente sind: Taufe, Firmung, Abendmahl, Buße, Krankensalbung, Priesterweihe, Ehe. Die evangelischen Kirchen behielten von dieser Siebenzahl nur die mit einem biblischen Einsetzungsbefehl versehenen Sakramente Taufe und Abendmahl bei. Mit der Konfirmation entstand später noch ein der Firmung ähnlicher Ritus.

Säkularisation und Säkularisierung

Säkularisation ist die Einziehung oder Nutzung kirchlichen Besitzes durch den Staat (z. B. bei der Aufhebung von Klöstern in der Reformationszeit), Säkularisierung hingegen bezeichnet die mentale Loslösung von der Kirche oder die Lockerung von Bindungen an sie, allgemein: Verweltlichung.

Schmalkaldische Artikel

Eine von Luther verfasste Bekenntnisschrift als evangelisches Diskussionsangebot für ein 1537 in Mantua geplantes Konzil.

Schmalkaldischer Bund, Schmalkaldischer Krieg

Der Schmalkaldische Bund war ein 1531 geschlossenes Defensivbündnis protestantischer Reichsstädte und Fürsten zum Zweck der Wahrung politischer und konfessioneller Selbstbehauptung gegenüber Kaiser Karl V. Die Niederlage des Bündnisses im Schmalkaldischen Krieg 1546/47 bedeutete seine Aufhebung, führte zum Erlass des Augsburger Interims und hätte das Ende der Reformation bedeuten können, wenn nicht 1552 eine unerwartete politische Wende eingetreten wäre (Passauer Vertrag).

Scholastik (schola =Schule)

Bezeichnung für die u. a. von Thomas von Aquin (13. Jh.) mit Hilfe der griechischen Philosophie systematisierte und methodisch aufbereitete wissenschaftliche katholische Theologie, wie sie in mittelalterlichen Klöstern, an Domschulen und Universitäten gelehrt wurde und zum Teil bis heute verbindlich ist. Luther setzte sich kritisch mit ihr auseinander.

Septembertestament

Das von Luther 1521 auf der Wartburg 1521/22 ins Hochdeutsche übersetzte Neue Testament erschien im September 1522 gedruckt in Wittenberg.

Sola gratia, sola fide, sola scriptura

Das sind die drei leitenden theologischen Prinzipien Luthers, nach denen der Mensch allein durch die Gnade Gottes (sola gratia) und allein durch das Vertrauen auf Gott (sola fide) gerechtfertigt wird. Allein die Bibel (sola scriptura) soll Grundlage, Maßstab und Korrektiv der reformatorischen Theologie sein.

Spracherneuerung

Luthers Übersetzung der ganzen Bibel (AT und NT) ins Hochdeutsche bedeutete nicht nur, dass die des Lateins unkundige Bevölkerung sie nunmehr lesen konnte und durfte, sie leistete darüber hinaus einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der hochdeutschen Sprache.

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T

Taufe, Täufertum

Auf Grund des biblischen Taufbefehls „Wer glaubt und getauft wird ...“ (Markus 16,16) und „lehret alle Völker und taufet sie“ (Matthäus 28,19) kam zunächst in der Schweiz die Frage auf, ob man Säuglinge, die noch nicht glauben und belehrt werden können, überhaupt taufen dürfe, oder ob die Taufe nur der bewussten Entscheidung eines glaubenden und belehrten Erwachsenen vorbehalten sein sollte. In der Nähe von Zürich sammelten sich die ersten Anhänger dieser Überzeugung. Luther verstand die Großtaufe als Werkgerechtigkeit und Missachtung der unverdienten Taufgnade. Deshalb und auch wegen ihres Pazifismus befürwortete er die teilweise harte Verfolgung der Täufer.

Tischreden

Hauptsächlich von Schülern protokollierte Gespräche, die Luther mit Gästen und Kollegen bei den Mahlzeiten in seinem Hause führte (ab ca. 1530). Von Luther nicht autorisiert, fanden sie nach seinem Tod dennoch Eingang in die Werkausgaben.

Transsubstantiation vs. symbolische Abendmahlslehre

In den Abendmahlsstreitigkeiten ging es zunächst um die Frage, ob Brot und Wein sich beim Sprechen der Einsetzungsworte oder im Vollzug der Feier wirklich in Leib und Blut Christi verwandeln (Transsubstantiation) oder ob das „est“ der Einsetzungsworte nur symbolisch zu verstehen sei. Luther stimmte im Glauben an die reale Gegenwart von Leib und Blut Christi in Brot und Wein mit der katholischen Auffassung überein; nur das Zustandekommen dieser realen Gegenwart durch einen Substanzwandel lehnte er ab und überließ es der unergründlichen Allmacht Gottes. Die Realpräsenz war für ihn eine unwiderlegliche Garantin und Vergewisserung des Heilswerkes Christi. In der reformierten Annahme, Brot und Wein seien nur Zeichen von Leib und Blut Christi, sah Luther demgegenüber eine Infragestellung des Heilswerkes Christi.

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V

Visitation

Besuch einer von der kirchlichen Obrigkeit autorisierten Kommission bei Gemeinden, Kirchen und Klöstern, um die wirtschaftlichen, personellen und lehrmäßigen Verhältnisse zu überprüfen bzw. Verbesserungsvorschläge zu machen.

Vorreformation

Lange vor der Reformation gab es religiöse Bewegungen, die bereits Ideen vertraten, die denen Luthers ähnelten. Solche Vorläufer der Reformation waren u.a. in England John Wyclif, in Frankreich Petrus Waldes und in Böhmen Jan Hus (Hussiten).

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W

Waldenser

Eine nach ihrem Lyoner Begründer Waldes (*1176) benannte asketische Armutsbewegung, deren Mitglieder predigend durchs Land zogen, bedeutete eine ernste Bedrohung für die reiche mittelalterliche Kirche. Denn in ihrer Kirchenkritik stellten diese Frommen u.a. den Ablasshandel in Frage, behielten von den sieben Sakramenten nur Taufe, Buße und Abendmahl bei und hielten sich in allem streng an die Bibel. Sie wurden von der angegriffenen Kirche unbarmherzig verfolgt.

Wittenberger Konkordie

1536 gelang in Wittenberg ein zwischen lutherischen und oberdeutschen Theologen mühsam ausgehandelter Bekenntnis- und Lehrkompromiss einschließlich einer interpretationsoffenen, von Melanchthon abgefassten Abendmahlsformel.

Wormser Edikt

Nach dem Reichstag in Worms verhängte Kaiser Karl V. mit einem auf den 08. Mai 1521 datierten Edikt die Reichsacht über Luther und seine Anhänger. Der Augustinermönch hatte sich standhaft geweigert, seine bis dahin veröffentlichten Schriften zu widerrufen, wenn er nicht durch die Hl. Schrift oder durch Vernunftgründe widerlegt würde.

Wyclifiten

Anhänger des englischen Vorreformators John Wyclif (ca. 1330–1384), der schon viele Ideen Luthers vorwegnahm und eine Übersetzung der Bibel ins Englische begann.

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Z

Zehnt

Die Zehnt-Abgabe umfasst zehn Prozent des von einem Besitz erwirtschafteten Ertrages (Geld oder Naturalien). Sie musste ursprünglich an Kirchen und kirchliche Obere für den Kirchenbau, den Unterhalt von Geistlichen und die Armenversorgung entrichtet werden. Über das Eigenkirchenwesen wurden später in zunehmendem Maße auch Laien zu Zehntempfängern. So entwickelte sich der ursprüngliche Kirchenzehnte gegen Ende des Mittelalters immer mehr zu einer Belastung der Landwirtschaft und verlor oft seine eigentliche Bestimmung.

Zölibat

Von Priestern und Mönchen gefordertes Gelübde der Ehelosigkeit. Bugenhagen, der dessen theologische Begründung nicht anerkannte, brach es und heiratete 1522 als einer der ersten Priester in Wittenberg; Luther folgte mit seiner Eheschließung drei Jahre später.

Zwei-Reiche-Lehre

Nach Luthers Vorstellung von den zwei Reichen Gottes regiert dieser im weltlichen Reich mit Hilfe von menschlichen, auch Gewalt anwendenden Amtsträgern, im geistlichen Reich regiert er mit seinem biblischen Wort und mit den Sakramenten. Der Mensch gehört beiden Reichen an und muss die Balance zwischen ihnen als Privatperson und als Amtsträger immer wieder neu zu wahren suchen.

Zwölf Artikel der Bauernschaft

Programmatischer Forderungskatalog der aufständischen Bauern vom März 1525. Bezeichnenderweise stehen vor der Abschaffung einzelner Zehntabgaben und sonstiger Belastungen an erster Stelle die Predigt des Evangeliums und die freie Pfarrerwahl durch die Gemeinden.

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Text: Knut von Maydell / Beratung durch Inge Mager