Albert Krantz

*1448  †1517

Portrait Albert Crantz. (Quelle: Staatsarchiv Hamburg, 720-1/215 Cr 15)

Auch wenn spätere Geschichtsschreiber eine Geistesverwandtschaft zu Martin Luther behauptet haben, scheint der 1448 in Hamburg geborene Krantz aus ganz anderem Holz geschnitzt als der Reformator aus Wittenberg. Während Luther sich zum Teil einer polemischen Sprache bediente, bemüht sich Krantz stets um ausgewogene Formulierungen, mit denen er auch seine Gegner nicht brüskieren will. Er entstammt einer Kaufmanns-, Schiffer- und Reedersfamilie, studiert aber an der Rostocker Universität Theologie und kanonisches Recht, wird Rektor und mehrfach Dekan der philosophischen Fakultät. Die Hansestadt Lübeck beruft ihn zum Syndikus, anschließend setzt er jedoch seine akademische Karriere fort, wird in Mainz in kanonischem Recht promoviert und geht dann an die berühmte Universität von Perugia, wo er den theologischen Doktorgrad erwirbt. Als er 1493 nach Hamburg zurückkehrt, stehen ihm alle Türen offen. Als Lektor am Domkapitel kümmert er sich um die theologische Ausbildung von Klerikern und Laien, verfasst zugleich eine ganze Reihe theologischer, philosophischer und historischer Schriften.

Große Verdienste erwirbt sich Albert Krantz als Diplomat im langjährigen Dienst von Lübeck, Hamburg und der Hanse insgesamt. So gelingt es ihm 1511 einen Streit zwischen dem Kaiser und dem Hamburgischen Rat vor dem Reichskammergericht beizulegen. Als Domdekan kommt Krantz ganz unmittelbar mit den Missständen der damaligen Kirche in Berührung. So weist er im September 1513 die Domherren an, wenigstens auf ihre Konkubinen zu verzichten – viel ausrichten kann er nicht. Von Luthers Thesen und den Vorgängen in Wittenberg soll Albert Krantz 1517 noch auf dem Sterbebett erfahren haben. Luthers Kritik an den Zuständen der Kirche dürfte der Humanist geteilt oder zumindest verstanden haben, auch wenn er schon auf Grund seines ausgleichenden Charakters kaum zum offenen Streit mit der römischen Kirche bereit gewesen wäre. 


Text: Matthias Gretzschel

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