Jürgen Richolf der Jüngere

† 1573

Handwerker aus dem 16. Jahrhundert sind in der Regel kaum namentlich bekannt. Ausnahmen betreffen vor allem Buchdrucker, die in der Frühen Neuzeit als Protagonisten einer Medienrevolution in Erscheinung traten. Der Buchdrucker Jürgen Richolf der Jüngere war so einer. Sein Lebensweg lässt sich in groben Zügen rekonstruieren.

Er stammt aus Lübeck, wo er als Sohn eines gleichnamigen Buchdruckers geboren wird. Spätestens 1518 tritt er in die väterliche Werkstatt ein und lernt dort das Druckerhandwerk. Fünf Jahre später soll er erstmalig in Hamburg gedruckt haben, aber offensichtlich sieht er noch keine Möglichkeit, sich dort dauerhaft niederzulassen. So geht Richolf nach Skandinavien, wo er in Uppsala und Stockholm Arbeit findet. 1528 kehrt der 34-Jährige nach Hamburg zurück, auf dem Pferdemarkt eröffnet er eine Druckwerkstatt. Hier entsteht im Jahr 1529, als Bugenhagen die Reformation in Hamburg in geregelte Bahnen lenkt, Martin Luthers Katechismus erstmals in niederdeutscher Sprache. Das dürfte für Richolf ein lohnendes Geschäft gewesen sein, denn das Interesse an den reformatorischen Schriften ist groß. Und die Zahl derjenigen, die sie auch lesen können, wächst beständig.

Buchdrucker waren damals durchaus an den Inhalten der Schriften interessiert, deren Verbreitung sie mit ihrem Handwerk ermöglichten. Die meisten von ihnen waren auch als Verleger tätig. Ob Jürgen Richolf der Jüngere Martin Luthers Katechismus nicht nur gedruckt sondern auch gelesen hat, wissen wir allerdings nicht. Auch ist über sein Schicksal bis auf die Eckdaten nur wenig bekannt. 1532 hat er Hamburg verlassen, ist wieder nach Lübeck gegangen und hat später erneut in Uppsala gearbeitet. In der schwedischen Stadt mit den engen Verbindungen nach Wittenberg war gerade 1531 Laurentius Petri zum evangelischen Erzbischof gewählt worden.

Wahrscheinlich war Jürgen Richolf der Jüngere ein erfolgreicher Drucker, der vom steigenden Interesse an Flugschriften und Büchern im Reformationszeitalter profitiert hat. Als Zeitpunkt seines Todes ist das Jahr 1573 angegeben. 


Text: Matthias Gretzschel

» Zurück zur Übersicht