Der Schulstreit

Das missfällt auch Domdekan Albert Krantz, einem humanistisch gebildeten Theologen und vorzüglichen Diplomaten, an dessen Lebenswandel niemand etwas aussetzen kann. Er ordnet an, dass sich die Priester von ihren Konkubinen zu trennen haben, aber niemand richtet sich danach. Und überhaupt, wie steht es um den Gemeinsinn der geistlichen Herren, die doch auch vom Schutz innerhalb der städtischen Mauern profitieren? Wieso sind ausgerechnet sie von den Steuern befreit? Wieso werden ihre Gesetzesverstöße nicht geahndet?

Der Hamburger Domdekan Albert Krantz (1448– 1517) ermahnte die Priester zur gewissenhaften Ausübung ihres Amtes. (Quelle: Hamburger Staatsarchiv Inv.-Nr. 215=Cr 15)Im Jahr 1522 kommt es zum offenen Streit zwischen den Bürgern und dem Domscholasticus Hinrich Banskow, der die Nikolaischule leitet und das gesamte Schulwesen beaufsichtigt. Aber das Niveau der Nikolaischule ist miserabel, denn Banskow kümmert sich vor allem um seine Pfründe, missachtet den Zölibat, erhöht die Schulgelder und ist fast nie zu erreichen, weil er sich um seine in Norddeutschland weit verstreuten Besitztümer kümmert. Am 10. September 1522 verlangen die Vertreter der vier Kirchspiele, dass Banskow die Schulaufsicht entzogen und den Kirchengeschworenen und Bürgern übertragen wird. Der Domscholast ist außer sich, weist alle Vorwürfe als haltlos zurück – und kann dann doch nicht verhindern, dass man ihm die so einträgliche Zuständigkeit für das  Schulwesen zwei Jahre später entzieht.

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